Neurophysiologische Entwicklungsförderung INPP/NDT

Individuelle Reflextherapie
Peter Blythe hat als junger Psychologe in den 60er Jahren in England mit Erwachsenen Psychotikern und Neurotikern gearbeitet und bei diesen erwachsenen Menschen noch frühkindliche Reflexe, die in der Regel mit einem Jahr nicht mehr auslösbar sein sollten, beobachtet. Er hat sich die Frage gestellt, ob es zwischen dieser Beobachtung und den Problemen dieser Menschen einen Zusammenhang gibt. Diesen hat er zusammen mit seiner Frau, der Pädagogin Sally Goddard, erforscht und daraus das Reflexausreifungsprogramm entwickelt.

Frühkindliche Reflexe dienen dem Fötus dazu, sich sensomotorisch zu entwickeln. Sie sind an der Geburt beteiligt und gewährleisten nachgeburtlich das Überleben des Säuglings. Im ersten Lebensjahr reifen diese in einem festgelegten Zeitfenster aus, damit das Kind sich nun unabhängig von unwillkürlichen, stammhirngesteuerten Bewegungsmustern entwickeln kann.
Kommt es zu Störungen in diesem Reifeprozess, kann sich das ganze System Mensch auf seelischer, körperlicher und kognitiver Ebene nicht angemessen entwickeln. Das Kind, der Jugendliche und auch der Erwachsene müssen auf Kompensationen zurückgreifen. Das geht immer auf Kosten der Gesamtenergie, z.B der Konzentration, der Merkfähigkeit, dem Verhalten (z.B. Aggressivität, Impulsivität, Kontrollzwang, Schockstarre/Unfähigkeit zu reagieren, Depression, Burnout), dem Erlernen der Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen, oder der Grob-und Feinmotorik.

Die Medizin findet hier keine pathologischen Erklärungen. Das liegt daran, dass es sich bei den persistierenden Reflexen, also Reflexe, die noch zu einer Zeit auftreten, in der sie längst ausgereift sein sollten, um „Software“- und nicht um „Hardwarestörungen“ handelt. Das Gehirn an sich ist gesund, nur die „Programme“ arbeiten nicht angemessen. Vergleichbar mit einem fehlgeschlagenen Download. Kommt es am PC zu einer Störung beim Herunterladen eines Programmes, gibt es zwei Möglichkeiten: das System meldet Error und das Programm wird nicht abgespeichert, oder es werden z.B. nur 80% downgeloaded, was im weiteren Verlauf immer wieder zu Störungen in der Arbeit mit dieser Software führt. Die Kinder zeigen dann motorische, sprachliche und/oder sozial-emotionale Entwicklungsverzögerungen/-störungen. Ergotherapeutische und sprachtherapeutische Interventionen zeigen oftmals nicht den erwünschten Erfolg, oder bleiben nach anfänglicher Verbesserung nicht stabil. Wie auch, wenn die Ursache, der vollständige Download, nicht erfolgt ist. Viele gängige Therapien scheitern an den unvollständigen Programmen, da den Menschen nur kompensatorische Muster zur Verfügung stehen.

Das NDT/INPP nach Peter Blythe und Sally Goddard hat eine Therapieform entwickelt, die dem Gehirn eine zweite Chance gibt, die Downloads vollständig „herunterzuladen“. Die frühkindlichen Reflexe persistieren, da sie nie zu ihrer vollständigen Ausreifung gelangt sind. Sie können jedoch nur vollständig ausreifen (upgedated werden), wenn sie zu 100% ausgeführt werden. Hier spielt neben Stress- und Krankheitsfaktoren in der Schwangerschaft das KISS (= Kopfgelenks-induzierte-Symmetriestörung) eine tragende Rolle. Alle großen frühkindlichen Reflexe werden durch endständige Bewegungen des Kopfes, nach vorne, hinten oder zur Seite ausgelöst. Gibt es nun eine Blockade in diesen Bewegungsmustern, kommt es zur Ausreifungsblockade des Reflexes.

Im DGNE/INPP-Programm werden die Reflexmuster als stilisierte Übungen „nachgeturnt“ und so das „Update“ gestartet. Ermöglicht wird dies u.a. durch die Parallellage von Pyramidalem- und Extrapyramidalem System. Zusätzlich muss die Wirbelsäule, besonders die Halswirbelsäule mit dem Atlasgelenk und den Iliosakralgelenken, in ihre physiologische Stellung gebracht werden, da sonst erneut die vollständige Bewegungsausführung und damit das vollständige Update nicht greifen kann.
Die automatisierten Bewegungs-und Haltemuster können letztlich nur heranreifen, wenn das Gehirn mit Hilfe gezielter individueller Bewegungsübungen nachreifen kann, (Hals)-wirbelblockaden gelöst und damit eine ununterbrochene nervliche Versorgung aller Muskeln und eine regelrechte Durchblutung aller Regionen gewährleistet ist.

Bei einer erstaunlichen Reihe von Kindern und Erwachsenen, die unter Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrations- und Lernschwierigkeiten, oder grob- und feinmotorischer Ungeschicklichkeit leiden, existieren noch Restreflexreaktionen aus der frühkindlichen Phase, die nicht durch reifes, willkürliches kontrolliertes Handeln abgelöst wurde.